Ehrendoktorwürde für Professor Dr. Ulrich Schreiber

© Foto: Jakob Richter

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover ehrte am 26. April 2023 Professor Dr. Ulrich Schreiber für seine großen Verdienste in der Wissenschaft, u. a. als Forschungsprofessor am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen, mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.

Professor Dr. Kay Blaufus, Direktor des Instituts für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Leibniz Universität beschrieb in seiner Laudatio den maßgeblichen Anteil des Geehrten an der Entwicklung des Fachs. So schilderte er, wie Ulrich Schreiber mit seiner quantitativen ökonomischen Analyse des Steuerrechts für den Paradigmenwechsel innerhalb der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre stand, die sich zuvor primär mit normativen Überlegungen zum Steuerrecht beschäftigt hatte. Frühzeitig erkannte er die Notwendigkeit, die theoretischen Aussagen einer empirischen Überprüfung zu unterziehen. Mit dem Übergang zur empirischen Forschung wirkte Ulrich Schreiber als Vordenker an einer weiteren methodischen Erneuerung der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre in Deutschland mit, die auch dazu beitrug, die Disziplin international sichtbar werden zu lassen.

Kay Blaufus würdigte in seinen Ausführungen das breite betriebswirtschaftliche Interesse Ulrich Schreibers. So forscht er zum Rechnungswesen, zu Steuerharmonisierung und -wettbewerb, zu Steuerwirkung und Steuerplanung, zur Besteuerung von Personen- und Kapitalgesellschaften und insbesondere zur internationalen Unternehmensbesteuerung. Er hob die Fähigkeit des Geehrten hervor, Methoden und Denkweisen anderer Fachrichtungen in seine Forschung einzubinden: „Ulrich Schreibers Arbeiten sind meines Erachtens auch deswegen so überzeugend, da er häufig interdisziplinär arbeitet. Jeder von uns, der bereits interdisziplinär gearbeitet hat, kennt die besonderen Herausforderungen, eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Publikations-Outlet zu finden. Daher ist es bemerkenswert, dass Ulrich Schreiber stets im Austausch mit Juristen als auch mit Volkswirten steht und mehrere interdisziplinäre Projekte publiziert hat.“

Die Institute für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität und der Verein zur Förderung der Steuerrechtswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover e. V. haben am 26. April anlässlich der Ehrung zu einem Interdisziplinären Symposium eingeladen. Unter dem Leitgedanken ‚Internationale Unternehmensbesteuerung – quo vadis‘ diskutierten Juristen, Volks- und Betriebswirte, darunter Professor Dr. Dr. h. c. Lars P. Feld, Universität Freiburg, Professor Dr. Lars Hummel, Universität Hamburg und  Dr. Daniel Fehling, Referatsleiter im Bundesministerium der Finanzen.

Professor Dr. Ulrich Schreiber war seit 1999 bis zu seiner Emeritierung 2019 Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Universität Mannheim. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre und dem Abschluss als Diplom-Kaufmann (1974) war er Doktorand und Assistent von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otto H. Jacobs. An der Universität Mannheim folgten auch die Promotion zum Dr. rer. pol. (1979) und die Habilitation für Betriebswirtschaftslehre (1985). Von 1985 bis 1999 war Ulrich Schreiber Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Leibniz Universität Hannover. Ehrenvolle Rufe an die Universität Bielefeld (1985), Universität Duisburg (1986), Universität Regensburg (1991) und an die Ludwig-Maximilians-Universität München (1995) hat er abgelehnt. Ulrich Schreiber besitzt seit 1997 die Zulassung als Steuerberater.

Ulrich Schreiber hat auch jenseits der Forschung stets Verantwortung übernommen. So ist er seit 1981 Mitglied in der Kommission für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft, dessen Vorsitz er von 1999 bis 2001 innehatte. Im universitären Betrieb hat er sämtliche Ämter der akademischen Selbstverwaltung übernommen. So bekleidete Ulrich Schreiber von 1990 bis 1991 in Hannover das Amt des Dekans und war von 2012 bis 2018 Mitglied im Universitätsrat der Universität Mannheim.

Prof. Dr. Ulrich Schreiber nahm die Urkunde zur Verleihung des akademischen Grades eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften honoris causa am 26. April im Königlichen Pferdestall, dem Kommunikations- und Begegnungszentrum der Leibniz Universität Hannover, aus den Händen des Dekans der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Maik Dierkes, entgegen. Zu den Gratulanten gehörten der Präsident der Leibniz Universität, Prof. Dr. Volker Epping, und der Direktor des Instituts für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Leibniz Universität, Prof. Dr. Kay Blaufus.

In seinem fulminanten Festvortrag widmete sich Professor Dr. Schreiber der Frage, was die Steuerlehre in der Steuerpolitik bewirkt hat. Er schlug den Bogen von der Entstehung der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre an deutschen Universitäten in den 1920er Jahren über den tiefen Einschnitt, den das Johansson-Samuelson Theorem in der Steuerlehre bewirkte und hielt Ausblick, wie die empirische Steuerforschung zu einer stärkeren Beachtung theoretischer Erkenntnisse in der Steuerpolitik führt. Er erläuterte, dass mit dem Netzwerk für empirische Steuerforschung (NeSt) des Bundesministeriums der Finanzen der Weg für eine stärker evidenzbasierte Steuerpolitik geebnet wurde und endete mit einem optimistischen Fazit: „Es gibt also nach wie vor dringliche steuerpolitische Probleme, und es gibt allen Grund zur Hoffnung, dass die nunmehr auch empirisch lieferfähige Steuerlehre zukünftig ihren Teil zu deren Lösung beitragen wird.“

 

Autorin: Birgitt Baumann-Wohlfahrt

 

Weitere Informationen und Kontakt:

Prof. Dr. Kay Blaufus

Institut für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre

Königsworther Platz1, 30167 Hannover

Tel. 0511/762 5660

blaufus@steuern.uni-hannover.de