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„Es war uns möglich, von einer echten Führungspersönlichkeit zu lernen“

„Es war uns möglich, von einer echten Führungspersönlichkeit zu lernen“

Duc Binh Benno Nguyen (erste Reihe, v. l.) mit den Teilnehmern der ‚Spring School for Future Global Leaders‘
Alle Fotos: GSAIS

Eine japanische Tee-Zeremonie zu erleben und die Kunst des Ikebana unter Anleitung von Professor Manabu Noda, einem ausgewiesenen Experten der Ikenobo-Akademie in Kyoto, zu erlernen, ist auch für einen auslandserfahrenen Doktoranden nicht alltäglich.

Duc Binh Benno Nguyen war im März 2018 Teilnehmer der „Spring School for Future Global Leaders“ an der Universität Kyoto. Der ehemalige Doktorand am Institut für Finanzmarkttheorie, der seit 1. April als Analyst bei der Mercedes-Benz Bank AG in Stuttgart tätig ist, hat während des 10-tägigen Kurses gemeinsam mit vier Nachwuchsforschern aus Australien, Kanada, Schweden und den USA in Vorlesungen, Diskussionen und Workshops zum Thema Führung und bei zahlreichen Exkursionen wertvolle interkulturelle Erfahrungen gesammelt.

Die Graduate School of Advanced Integrated Studies in Human Survivability (GSAIS) der Universität Kyoto lädt seit 2013 ausgewählte Studenten und Doktoranden zur jährlichen Spring School ein. Ziel ist es, dem akademischen Nachwuchs ein ganzheitliches Bild von globaler Führung zu vermitteln.

Langfristige, umfassende Prozesse des Wandels wie die Globalisierung, der Klimawandel und die Folgen für die Umwelt, der demografische Wandel und die digitale Transformation verlangen Führungspersönlichkeiten, die nicht nur fachlich, konzeptionell und strategisch versiert sind, sondern die auch über Integrität, Verantwortungsbewusstsein und einen moralischen Kompass verfügen. Die Teilnehmer sollen befähigt werden, ihr Wissen aus den Geistes- und Naturwissenschaften zu verbinden, um komplexe Probleme lösen zu können.

Nach der Rückkehr und wenige Stunden vor seiner Disputation war Gelegenheit, mit Duc Binh Benno Nguyen über seine Eindrücke und die Erlebnisse in Kyoto zu sprechen.

 

Zen-Buddhismus und taoistische Meditation – nach deutschem Verständnis sind das nicht die gängigen Inhalte eines Führungskräfteseminars. Haben Sie einen Kulturschock erlebt?

Nein. Aber ich habe in Kyoto erfahren, dass diese Kurse bei Führungskräften beliebt sind und dass sie tief in der japanischen Kultur verankert sind. Meditation hat ja nicht direkt mit Führung zu tun aber sie ist hilfreich.  Es geht darum, sich selbst und den eigenen Körper besser zu verstehen. In der Lage zu sein, seinen Kopf und den Geist zu befreien, kann unglaublich hilfreich sein. Vor allem bei der Bewältigung von Stress. Zum anderen geht es bei dieser Praxis um die Fokussierung auf den Moment, auf die jetzige Tätigkeit und die momentane Umgebung. Ich finde, erst wenn man in der Lage ist, seinen eigenen Körper zu beherrschen und zu führen, ist man auch fähig, andere Menschen zu führen.

 

Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Japan gereist?

Um ehrlich zu sein, habe ich ein sehr straffes Programm mit vielen Veranstaltungen zu „Leadership“ erwartet aber der Aufbau des Kurses war sehr abwechslungsreich. Neben Lehrstunden in der Führung gab es auch exotische Inhalte wie Astronomie. Die japanische Kultur hat eine große Rolle gespielt. Eigentlich habe ich erst zum Ende hin die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Kursen zu „Leadership“ erkannt und war dann auch von der Organisation überzeugt.

 

Welche Unterschiede haben sie zwischen einer deutschen und einer japanischen Universität festgestellt?

Ich kann leider nur für die GSAIS sprechen, da ich andere Gebäude oder Institute nicht gesehen habe. Die Einrichtung der Räume war sehr modern und es gab ein sehr gutes Dozenten-Studenten-Verhältnis. Die Räume hatten Platz für etwa 20-30 Studenten, ganz anders als die deutschen Vorlesungsräume, die ich gewohnt bin.

 

Sie sind in Kyoto Studierenden und Doktoranden aus unterschiedlichen Ländern begegnet. Haben Sie sich im Dialog mit anderen Programmteilnehmern durch Ihr Studium und Ihre Forschung hier in Hannover gut gewappnet gefühlt?

Ich bin einigen Studierenden aus Australien, Kanada, Schweden und den USA begegnet. Ich glaube, „gut gewappnet“ ist der falsche Begriff. Die meisten Studierenden hatten andere Fächer und alle waren in verschiedenen Stadien ihres jeweiligen Studiums. Es gab jedoch sowohl während der Veranstaltungen als auch in der Freizeit immer interessante Gespräche.

 

Sie haben während einer Exkursion mit Grundschülern darüber diskutiert, wie nachhaltig mentale Gesundheit, Bildung, Klimaschutz und Wasserwirtschaft sind. Wie haben Sie diesen Tag mit den Kindern erlebt?

Der Tag hat unglaublich viel Spaß gemacht. Ich bin froh, dass der Dozent sich anders entschieden hat und statt einer „normalen“ Vorlesung diese Aktion gewählt hat. Die Planung und Organisation haben zwar sehr lange gedauert, aber der Tag war es absolut wert. Die Kinder waren sehr wissenshungrig und haben bei den Workshops aktiv mitgearbeitet. Die Lehre für Studierende hat mir schon hier immer viel Freude bereitet und das trifft auch für Schüler zu.

 

Was war Ihr persönliches Highlight während Ihres Japanaufenthaltes?

Die GSAIS hat an einem Sonntag ein Treffen mit Atsushi Horiba organisiert. Er ist Präsident der HORIBA Group mit weltweit 6.000 Mitarbeitern und 1,2 Mrd. € Umsatz. Das Unternehmen produziert Messgeräte und Systeme z. B. für die Automobilindustrie. Es war uns möglich, von einer echten Führungspersönlichkeit zu lernen und es gab im Anschluss auch eine lebhafte Diskussion. Wir konnten nicht nur viel über das Unternehmen, sondern auch von seinen persönlichen Erfahrungen, Weisheiten und seiner Philosophie hören.

 

Welche Motivation nehmen Sie aus Kyoto mit in Ihren zukünftigen Berufsalltag?

Ich habe viel über die japanische Kultur gelernt. Ich finde, dass diese aber auch andere Kulturen ein wichtiger Aspekt im Alltag in der Führungsebene sind. Die Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle und der richtige Fokus sind die ersten Schritte, um im Beruf erfolgreich zu sein. Ich hoffe, dass ich in der Lage sein werde, das in meinen Berufsalltag in Stuttgart einzubringen.

Herzlichen Dank für die Auskünfte.